„Geo-Schnuppern“ die Zweite

oder
Geistliches trifft Vulkanismus

„Maria Laach – das sind 1.000 Jahre Klostergeschichte. Seit vielen Jahren ist unser Treffen in diesem Kloster der Benediktiner fester Bestandteil des Jahresablaufs. Unsere Männergruppe aus Stolberg-Breinig trifft sich unter (vorzüglicher!) Leitung von Manfred Langner in Maria Laach zu Film-Exerzitien – Seeing movies in new ways. Manfred Langner lässt sich dabei von der Intention leiten, Filme mit anderen Augen zu sehen. In der Rückschau bleibt bei uns die Erfahrung, dass Filme wie ein Schlüssel zu unerkannten Räumen unserer Person sind. Die Exerzitienwoche stand in diesem Jahr unter dem Leitgedanken „Alles wirkliche Leben ist Begegnung“ – Martin Buber, Jüd. Religionsphilosoph, *1965. Ob Martin Buber auch die Begegnung mit dem Vulkanismus der Eifel in seine religions-philosophischen Überlegungen einbezogen hat?
Am Mittwochnachmittag, dem 26.09.2018, folgten wir jedenfalls gerne dem Angebot von Walter Müller zu einer geologischen Schnuppertour um den Eifelort Rieden. Herr Müller ist Vorstandsmitglied der Deutschen Vulkanologischen Gesellschaft, Vulkanparkführer der Region Laacher See und ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der regionalen Vulkanologie, einer Teildisziplin der Geologie.
Wir folgten einem Teilstück der neuen Geo-Route R, einem Themenwanderweg, zu dem Prof. Dr. Lothar Viereck und Walter Müller einen 144-seitigen geländetauglichen Wanderführer auf Wasser abweisendem Papier mit Wire-O-Bindung ausgearbeitet haben – und dieses Buch wollten wir als Laien einmal austesten.
Herr Müller wies zu Beginn unserer Wanderung darauf hin, dass der Riedener Vulkan neben dem Laacher Vulkan zu den großen Bimsvulkanen der Region gehört. Der Riedener Vulkan war vor ca. 400.000 Jahren aktiv. Die Eruptionen erfolgten aus verschiedenen Kratern in unmittelbarer Umgebung der heutigen Ortschaft Rieden.
Am Streckenpunkt 1 machte unser Wanderführer auf den devonischen Sandstein aufmerksam, der das Grundgebirge der Eifel bildet. Wir folgten weiter den Streckenpunkten, die in der Geo-Route vorgegeben sind. Die bei den Riedener Vulkaneruptionen ausgeworfenen kleinsten Aschepartikel verfestigten sich zu Stein, zu Tuff. Wegen ihrer Siliziumarmut und ihres Reichtums an Kalium werden sie als Leuzitphonolithe bezeichnet. Ein erstes Highlight für uns waren Seesedimente, die sich in einem 10.000 Jahre existierenden, im Zuge der Eruptionen entstandenen See abgelagert hatten. Der Wasserspiegel dieses Sees lag etwa 80 bis 100 m höher als das Niveau des heutigen Stausees, des Riedener Waldsees. Der Riedener See fiel aufgrund weiterer Vulkaneruptionen trocken und wurde mit vulkanischen Aschen aufgefüllt.
Anhand von Gesteinsbrocken, die Herr Müller aus den anstehenden Felsen mit seinem Hammer herausschlug, konnten wir die typischen Riedener Gesteine, die Leuzitphonolithe, in Augenschein nehmen.
Auf unserer Wanderroute machte uns Herr Müller auch auf Vulkandome aufmerksam. Es handelt sich hier um hügelförmige Erhebungen „über Tage“ oder vergleichbare Gebilde „unter Tage“, die durch das Aufdringen von besonders zäher Lava entstanden sind. Die „pfropfenförmigen“, äußerst mineralienreichen Lavadome verschließen den Vulkanschlot nach oben.
Faszinierend für uns war ein Hohlraum im Tuffgestein, den ein verwitterter Baumstamm in der Nähe des Kraters der vorletzten Eruption des Riedener Vulkans zurückgelassen hat.
Hier liegen heute auf einem Lagerplatz der Steinmetzfirma Kalenborn riesige, tonnenschwere Tuffsteinblöcke, ein untrügliches Zeichen dafür, dass Tuffstein auch heute noch als Bau- oder Werkstein verarbeitet wird. Den hellen Stein nutzte man u.a. zum Hausbau. Bereits seit dem Mittelalter ist er begehrt für filigrane Steinmetzarbeiten an Kirchen, wie z.B. bei den Domen in Köln und Bremen. Die Steinindustrie der Region, die einmal vielen Menschen Arbeit und Einkommen bot, hat jedoch erheblich an Bedeutung verloren.
Unsere rundum faszinierende Geo-Wanderung fand ihren Abschluss bei Kaffee und Kuchen in der Eifeler Seehütte, einem wunderschön gelegenen Restaurant am Waldsee in Rieden.

Wir danken Herrn Walter Müller für eine engagierte, faszinierende Schnupper-Führung, die uns allesamt begeistert hat.
Fazit: Auch für geologische Laien höchst empfehlenswert – Nochmals vielen Dank!“

Beitrag von Ewald Haller, Stolberg-Breinig

Eröffnung Geo-Route R

Auch wenn die Geo-Schnupper-Tour wegen des starken Regens am gestrigen Nachmittag buchstäblich ins Wasser fiel, so waren doch einige Geologie-Interessierte und Wanderer zur Buchvorstellung „Wanderroute Geo-R um Rieden“ erschienen – und sie wurden in der Hütte am Sportplatz mit vielen interessanten Details zur Route und zu besonderen Gesteinen, die während der Aktivitäten des Riedener Vulkankomplexes entstanden sind, versorgt.
Die Idee, einen geologischen Wanderpfad rund um Rieden einzurichten, wurde, wie gestern zu erfahren war, wohl schon zu Zeiten der Bürgermeister Kaul und Krayer diskutiert. Ernsthaft weiterverfolgt wurde sie jedoch erst, nachdem sich Walter Müller (DVG) in die Doktorarbeit von Prof. Dr. Lothar Viereck (DVG) „verbissen“ hatte, die dann auch als Grundlage für die Wanderroute, deren Beschilderung, 15 Informationstafeln und das Buch zur Route diente.
Die Auftaktveranstaltung und Buchvorstellung, die von der Tourist-Info Mendig unterstützt wurde, war ein gelungener Einstieg und machte nochmals klar, dass Rieden landschaftlich wie auch geologisch jede Menge zu bieten hat und dass es viele Gründe gibt, sich hier an der frischen Luft zu bewegen. Ortsbürgermeister Andreas Doll hatte also allen Grund, sich stolz über das Wanderangebot in Rieden zu äußern. Prof. Viereck tauchte kurz ab in die geologische Geschichte um Rieden, den ursprünglichen Riedener See und die vielfältigen Gesteinsarten, die während der Zeit der zahlreichen Vulkanausbrüche entstanden sind. Walter Müller skizzierte nochmals die Abfolge von der ersten Idee bis zur fertigen Geo-Route, über das Buch und den Web-Blog „www.riedener-vulkankomplex.com“. Hiernach klang die Veranstaltung bei Kaffee und Kuchen aus und man hatte Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Fazit: Es kann ab sofort um Rieden „geologisch“ gewandert werden, aber auch ausschließlich erholsam an den „Sonnenhängen“ Riedens.

Beitrag von Harald Haberscheidt, Rieden

Vorstellung Wanderführer

Liebe am Eifelvulkanismus und der Geologie
interessierte Wanderfreunde,

wir möchten uns gerne mit Euch am 23. September auf dem Sportplatz der Gemeinde Rieden (50°23’34.2″N 7°11’01.4″E) treffen, um Euch unseren 144-seitigen Wanderführer zur neuen Wanderroute GEO-R um Rieden vorzustellen.
Dabei wollen wir uns zusammen die durch den Abbau des Riedener Tuffs zurückgebliebene Steinbruchwand anschauen, uns klar werden, dass diese Narben in der Natur für uns Fenster in die Erdgeschichte sind, durch die wir erkennen können, wie die uns umgebende Natur aufgebaut und gebildet wurde.
Wir werden auf dem Weg zum berühmtesten Gestein des Riedener Kessels, dem Gestein des Magmadomes „An der Hardt“ (50°23’49.0″N 7°10’32.4″E), durch die Gemeinde Rieden  bzw. den verschütteten Krater des Riedener Vulkans wandern und an den Bausteinen der Häuser die Vielfalt der Tuffe erkennen können, die der Riedener Vulkan vor etwa 400.000 Jahren gefördert hat.
Wir freuen uns auf Ihr Interesse und wünschen uns gutes Wetter (vorsichtshalber lassen wir den Wanderführer auf Regen abweisendem Papier drucken).
Mit dem Wanderführer kann bereits das „gesamte“ Programm erwandert und erlebt werden. Die komplette Ausschilderung der einzelnen Routen und die 15 Informationstafeln werden erst Anfang 2019 platziert sein. Dann wird auch eine offizielle Eröffnung dieser neuen Themenroute im Rahmen eines Geo-Events stattfinden.

Lothar Viereck und Walter Müller

Anmerkung zu diesem Blog:

Diese Internet-Präsenz wird in den kommenden Wochen noch kleinere Korrekturen und auch weitere Ergänzungen erfahren.
Darüber hinaus werden künftig in der Kategorie Wissenswertes weitere mit dem Riedener Vulkankomplex in Verbindung stehende Themen mit Wort und Bild behandelt werden.

„Geoschnuppern“

Die neue Geo-Route R verkündet es: Der Riedener Vulkankomplex präsentiert seine vulkanologisch-geologische Geschichte und das entlang verschiedener Thementouren im Riedener Kessel.
Am 23. September 2018 wird der die Wanderer begleitende Führer im Rahmen einer kleinen Wanderung mit Informationen durch Prof. Lothar Viereck und Walter Müller der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Nachgang werden die Ausschilderung dieser neuen Themenrouten und die Platzierung von 15 Informationstafeln erfolgen. Für Anfang 2019 ist die feierliche Eröffnung mit einem Geo-Event geplant.
Sarah Radermacher, Leiterin der Tourist-Information Sagenhafte Vulkanregion Laacher See, wollte nicht länger warten und hatte ihre Vulkanparkführer zu einer „Schnuppertour“ zum Waldsee eingeladen. Anhand des 144-seitigen Wanderführers „drehte man eine kleine Runde“ und war davon schon hellauf begeistert. Neben Devonischen Sandsteinen, Seesedimenten aus dem 10.000 Jahre existierenden Riedener See, Leuzitphonolithtuff der vorletzten großen Riedener Eruption und mineralreichem „Domgestein“ bot dieser kleine Rundgang auch noch Hohlräume von durch den Vulkan gefällten Bäumen an. Nach exakt zwei Stunden ließen es sich die „Testwanderer“ in der Seehütte gut munden und hatten jede Menge Gesprächsstoff bzgl. der hinter ihnen liegenden „Schnuppertour“ – und so ganz nebenbei plante man auch schon neue Vorhaben für 2019.

Fotos dieser Tour finden Sie in der Bildergalerie.
-> „Geoschnuppern“

Tag des Geotops 2018

Ein tiefer Blick in unsere vulkanische Vergangenheit

Traditionell am dritten Septembersonntag –  im Jahr der Geowissenschaften 2002 das erste Mal deutschlandweit durchgeführt – findet auch in unserer Region der Tag des Geotops statt. Organisation und Durchführung liegen in den bewährten Händen des Nationalen Geoparks Laacher See und der Deutschen Vulkanologischen Gesellschaft. Walter Müller, Beisitzer im Vorstand der DVG, hat sich dieses Mal den Vulkan Hochstein ausgesucht. Dieser Vulkanberg – auch Naturschutzgebiet mit einer faszinierenden Flora und Fauna – hatte drei Lava-Ausflüsse, einer davon ist der Ursprung des Lavastroms, auf dem Obermendig liegt und der sein Ende bei Thür hat. Bereits im Mittelalter – als der Berg noch Forstberg hieß – wurden hier Mühlsteine abgebaut. In dem betroffenen Bereich entstand dadurch die heute als Genovevahöhle bekannte Sehenswürdigkeit. Am Austritt eines Lavastroms fand gewerblicher Basaltabbau statt und legte gewaltige Säulenstrukturen frei – heute ein Refugium für den Uhu. In Mineralogenkreisen war der einstige Forstberg bekannt als Fundort für herausgewitterte Olivin-Einzelkristalle.
Diese vulkanologisch-geologische Exkursion beginnt um 10 Uhr und dauert rund fünf Stunden. Zeit für ein Mittagspicknick ist vorgesehen. Gutes Schuhwerk, Rucksackverpflegung und eine Taschenlampe werden empfohlen. Die geführte Wanderung ist kostenfrei.

Anmerkung:
Der Vulkan Hochstein steht in einer engen Beziehung zum Riedener Vulkankomplex. Siehe: Wanderroute Geo R, Chronologische Korrelation der Eruptionen.