Geologische Entwicklung des Riedener Vulkans

Geologische Entwicklung des Riedener Vulkans

Als der Riedener Vulkan zum ersten Mal ausbrach, existierte hier die von Süd­west nach Nordost zum Laacher See und nach Ost zur schon vor­han­denen Senke der Pellenz allmählich abfallende Hochfläche der Eifel. Auf dieser saßen im Raum zwischen Kempenich und Rieden einzelne ba­sische Vulkankegel und Tuffringe auf. Am östlichsten gelegen war der Bräuning-Vulkan, der noch heute die Anhöhe zwischen Volkesfeld und dem Riedener Berg westlich der Gemeinde Rieden bildet.

Gleichzeitig hatten einzelne Täler begonnen, sich einzuschneiden. Dies zeigen uns heute z.B. Leuzitit-Lavaströme des Vulkans Sulzbusch, die das alte, damals noch nördlich des Sulzbusch und des Hochstein verlau­fen­de Tal der Nette talabwärts bis hinunter nach Thür und talaufwärts bis zu den Riedener Mühlen auffüllten.

Der zentrale Riedener Vulkan eruptierte sechs Mal mit Aschewolken, wie man sie vom Ausbruch des Mount St. Helens 1980 in den USA kennt. Diese Eruptionen führten zu einer weiten Verbreitung großer Bims- und Aschenmengen – jeweils ca. 0,5 km3 -, die jedoch während der folgenden Kalt- und Warmzeiten bis heute weitgehend erodiert wurden.

Mehrere 10er Meter mächtige Tuffe sind allein im Umkreis von ca. 6 km um die Ortschaft Rieden erhalten. Sie werden hier seit Jahrhunderten in zahlreichen Steinbrüchen abgebaut und als Riedener, Weiberner oder Ettringer Tuffstein bzw. als Beller Backofenstein zum Haus-, Kirchen- oder Backofenbau und als Betonzuschlagstoffe verwendet.

Zwei der Eruptionen waren Maar-Eruptionen, deren Erup­tions­pro­dukte zur Form eines Tephra­rings um Rieden angehäuft wurden. Der Tephra­ring entspricht weitestgehend dem heutigen Verlauf der Höhen­rü­cken vom Schmalberg im Süden über den Gänsehals im Osten, der Ho­hen Lei im Norden und dem Riedener Berg im Westen. Dieser Ring wur­de zwar im­mer wieder durch kräftige Erosion lokal zerstört, durch die Aschen und Lapilli der da­rauf folgenden Eruption jedoch wieder er­neuert.

Von diesem Tephraring umgeben, hat zwischen den Eruptionen ein See für etwa 10.000 Jahre existiert. In sei­ner größten Aus­dehnung reich­­­te er ge­­nau vom Staudamm des heutigen Waldsees bis ca. 1 km nord­­­­öst­­lich des Ortsausganges von Rieden zur Höhe 556,2, dem Esels­mor­gen, der da­mals jedoch noch nicht exis­­tier­te. Von diesem See zeu­gen unzählige Funde von Tannennadel- und Blattabdrücken, voll erhalte­nen Schne­cken­gehäusen sowie mikroskopisch kleinen Diatomeen und Algenresten in fein ge­bän­der­ten Sedi­men­ten. Man kann solches in den Anschnitten ent­­lang der Stra­ße südwest­lich und nördlich von Rieden sowie in einzel­nen Weg- und Stra­­ßenan­schnit­ten auch innerhalb Riedens finden.

Der Wasserspiegel des Riedener Sees lag etwa bei einer Höhe von 440 – 460 m ü. NN, d.h. ca. 80 – 100 m über der Oberfläche des heu­ti­gen Rie­de­ner Waldsees. Der See lief während der nachfolgenden Erup­ti­onen tro­cken und das Becken wurde durch vulkanische Aschen voll­stän­­dig auf eine Höhe von 550 m aufgefüllt. Nur der Bereich des jüngsten Kraters südlich des Ortes (Flur „In der Schweinskaul“) füllte sich wie­der mit Was­ser. Während starker Regenfälle wurden die lockeren Bim­se und Schiefer von den umlie­gen­den Höhen ein­gespült und der klei­ne Teich ver­­landete schließlich. Diese letzte Kraterfüllung wurde bis vor wenigen Jahren noch als „Rie­­­­dener Sand“ wirtschaftlich genutzt.

Erst im Verlauf der letzten Eiszeit (vor ca. 100.000 – 18.000 Jahren) ent­stand das heutige verzweigte Tal­­sys­tem innerhalb des Riedener Kes­­sels. Damals war der Untergrund gefroren. Anfallendes Regen­was­ser floss ober­flächlich in Rinnen ab und schuf durch Erosion diese Täler. Hätten nicht zahlreiche der verbliebenen Höhen um Rieden Kerne von kris­tal­li­sier­tem Magma, das als Dome steckenblieb, wäre die Erosion stärker ge­we­­sen. Heute versickert das gesamte Re­gen­­was­ser in dem porenreichen Rie­­de­ner Tuff und macht das Becken von Rieden zum größten Trink­­­was­­­­ser­­re­­ser­voir der Eifel. Der Tuff wirkt nämlich wie ein Schwamm. Jedes Stück Tuff, das Sie am We­ges­rand aufheben, besteht zu etwa 1/3 sei­­nes Vo­­lumens aus Hohlräumen, die unterhalb des Grund­was­­­ser­spie­gels voll­stän­­dig mit Was­ser gefüllt sind.

-> Chronologische Korrelation der Eruptionen