Geologische Wanderung

Geologische Wanderung um Rieden

Der Riedener Kessel ist neben dem Wehrer Kessel und dem Laacher See einer der drei großen „Bimsvulkane“ dieser Region, die die Vulkano­lo­gen „Vulkanfeld der Osteifel“ nennen. Aus dem Becken von Kempenich erfolgten ebenfalls mindestens drei Eruptionen, überwiegend jedoch von phre­ato­magmatischer Natur. Das Magma hatte eine foiditische Zusam­men­set­zung und war in seiner Silizium-Armut dem Magma des Herchen­berg-Vulkans sehr ähnlich.

Der Laacher-See-Vulkan eruptierte einmal vor ca. 13.000 Jahren, der Wehrer Vulkan dreimal vor ca. 200.000 – 100.000 Jahren und von dem im Becken von Kempenich gelegenen Vulkan sind die jüngeren beiden von mindestens drei Eruptionen vor ca. 425.000 Jahren erfolgt (vgl. Zeittafel im Wanderführer, Seite 11). Der Riedener Vulkan war vor ca. 440.000 – 390.000 Jahren aktiv und hat in dieser Zeit acht größere und mindestens sechs kleinere Eruptionen erlebt. Die großen Eruptionen erfolgten aus fünf verschiedenen Kratern, die in der direkten Umgebung der Ortschaft Rieden sowie am Südwest-Fuß der Hohen Lei lagen.

Bevor wir starten, müssen wir wissen, dass mit Tephra alle Partikel jeg­li­cher Größe bezeichnet werden, die wäh­rend einer Vulkaneruption aus­ge­­worfen werden. Tuff (von der Steinindustrie Tuffstein genannt) da­ge­gen ist zu Stein verfestigte Asche. Asche wiederum ist nichts Ver­brann­tes, son­­­dern mit diesem Wort wer­den alle maximal 2 mm großen Par­tikel be­zeichnet, die aus einem Vulkan ausgeworfen werden. Dabei han­­­delt es sich insbesondere um mikroskopisch kleine Glassplitter, die bei vulkani­schen Explosionen durch Zer­reißen der etwa 700-1100 °C hei­ßen Ge­steinsschmelze, des Magmas, entstehen.

Asche­par­ti­kel sind al­so über­wiegend kleine Bruchstücke von Bims, der nichts an­de­res ist als zu Glas erstarrtes hoch­­po­rö­ses Magma.

Die Gesteine der Riedener Tuffe werden als Leuzitphonolithe be­zeich­­­net, denn im Gegensatz zu den Pho­­no­lithen des Laacher Sees ent­hal­ten sie keinen Plagioklas, der als tafelig wachsendes Calcium-Na­tri­um-Alu­mi­ni­um-Silikat zur Gruppe der Feldspäte gehört.

Die Magmen waren so arm an Silizium, dass der sonst als eine Haupt­komponente auftretende Feldspat Plagioklas in dem Magma nicht wach­sen konnte. Stattdessen wuchsen sog. Feldspatvertreter wie Nephelin (Na­trium-Aluminium-Silikat) und – wegen des hohen Kalium-Reichtums des Magmas – Leuzit (Kalium-Aluminium-Silikat). Da das Riedener Mag­ma auch sehr reich an Schwefel war, wuchs häufig zusätzlich zum Ne­phe­lin das Mineral Nosean, ein schwefelhaltiges Natrium-Aluminium-Sili­kat, der Calcium-arme Bruder des am Laacher See häufigen Haüyns.

Die Gesteine der um die Riedener Tuffe liegenden Vulkankegel und die der Riedener Maareruptionen dürfen wir daher nicht als „Basalte“ be­zeich­nen – obwohl sie optisch kaum von diesen zu unterscheiden sind, denn sie enthalten keinen Plagioklas. Wegen ihrer Siliziumarmut und ihres Kalium-Reichtums werden sie als Leuzitite bezeichnet und sind Raritäten auf allen Kontinenten, so z.B. in den Leucite Hills, USA, in den Virunga Bergen Ostafrikas, am Gaussberg, Antarktis, oder in den Albaner Bergen und am Vesuv, Italien.

Auffällig ist in ihnen auch der Reichtum an einem schwarzen, häufig Zen­ti-meter großen Glimmer (Kalium-Magnesium-Eisen-Aluminium-Silikat mit Kristallwasser), den man wegen seines Magnesiumgehalts nicht als Bio­tit, sondern als Phlogopit bezeichnet.