Vorworte zum Geologischen Wanderführer 2018
Lothar Viereck:
Endlich ist es soweit!
Ein lang gehegter Traum ist wahr geworden: es gibt nun einen geologischen Wanderpfad mit Informationstafeln und einen Wanderführer zum Riedener Kessel.
Wer dieses Projekt anging, war mutig, denn nichts an diesem Riedener Vulkan ist so einfach wie am Laacher See: er brach nicht nur einmal „vor kurzem“ mit einem gewaltigen Volumen aus, nachdem alle umgebenden Vulkane bereits vorhanden waren, sondern vor etwa 400.000 Jahren mehr als 10 Mal mit kleineren Volumina abwechselnd mit den umgebenden Vulkanen; daher sehen seine Ablagerungen in verschiedenen Steinbrüchen zwischen Weibern und Ettringen so verschieden aus; seinen Krater zu finden, ist nicht einfach, denn er verlagerte sich mehrfach und jeder einzelne wurde von den Aschen der nachfolgenden Eruptionen zugeschüttet; aber fossilreiche Ablagerungen zeugen auch im Riedener Kessel von einem baumbestandenen See, der während einer Warmzeit für mehr als 10.000 Jahre existierte, nachdem eine Maareruption den Gänsehalsrücken und einen großen Kessel hinterlassen hatte; zudem intrudierten in die Tuffe auch noch zähe gasarme, aber schwefelreiche Magmen als Dome, die heute Ursache sind für einige der unübersichtlichen kuppenförmigen Füllungen des Riedener Kessels.
Zu allem Überfluss hatten die Magmen, die aus dem Riedener Vulkan eruptierten, nicht einfache Namen wie Rhyolith und Basalt oder Phonolith und Basanit, sondern die komplizierten „Leuzit-Phonolith“ und „Leuzitit“. Und dies liegt daran, dass die Magmen echte Raritäten auf dieser Erde und verwandt sind mit denen des Vesuv, des Gaussberg in der Antarktis und des Nyiragongo im Osten des Kongo: sie sind im Vergleich zu den üblichen basaltischen oder phonolithischen Magmen der anderen mitteleuropäischen Vulkanfelder außergewöhnlich arm an Silizium sowie reich an Kalium; daher finden wir hier überall neben Feldspäten überwiegend das Mineral „Leuzit“, das alle Riedener Tuffe weiß sprenkelt.
Im Unterschied zu den genannten berühmten Vulkanen ist das Magma des Riedener Vulkans aber zusätzlich reich an Schwefel, so dass wir hier statt des Minerals Nephelin das Mineral „Nosean“ finden, insbesondere in mm-Größe in den Gesteinen der Dome.
Sie sehen, nichts ist einfach oder normal hier im Riedener Kessel, so dass Sie beim Wandern eine gute Kondition benötigen, um trotz der körperlichen Belastung hellwach und aufnahmefähig zu sein.
Ich bedanke mich bei Ihnen, dass Sie meine Neugier an diesem Vulkan teilen wollen und wünsche Ihnen bei Ihren Erkundungen allzeit gutes Wetter.
Glück auf
Lothar Viereck
Walter Müller:
Ich bin begeistert!
Für mich ist der Riedener Kessel in seiner Gesamtheit ein Geotop allererster Güte und auch noch ein Gebiet mit einer herausragenden Flora und Fauna. Ein Grund, mich näher mit der Dissertation von Lothar Viereck zu befassen. Anfang der 1980er Jahre war er im Raum Rieden so gut „wie zu Hause“ und so liegt im Riedener Vulkankomplex die Wurzel für seinen Doktortitel – und so ganz nebenbei hat er auch noch einen Vorschlag für eine Wanderung in diesem faszinierenden und einmaligen Gebiet angeboten.
In den Jahren danach befasste sich niemand mehr so richtig mit dieser Thematik. Da ich seit Jahren Initiator für Tage des Geotops in unserer vulkanischen Osteifel bin, suchte ich mir im Jahre 2016 für ein solches Vorhaben den Riedener Vulkankomplex aus und konnte Lothar begeistern, mich dabei zu unterstützen.
Zitat der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften: „Geotope werden dann als wertvoll erachtet, wenn ein Interesse an ihnen besteht, das sowohl wissenschaftlicher, als auch ästhetischer Natur sein kann. Sie prägen nicht nur das Landschaftsbild einer Region – oft sind sie auch im Bewusstsein der Menschen durch alte Sagen, Legenden und Mythen verankert. Geotope sind also nicht nur Naturdenkmale oder Wissenschaftsobjekte, sondern auch Kulturgüter, die es zu schützen und zu erhalten gilt. Diese Mischung aus kulturgeschichtlichen Hintergründen und geowissenschaftlichen Inhalten macht den Tag des Geotops nicht nur für Fachleute, sondern gerade auch für interessierte Laien und unternehmungsfreudige Familien gleichermaßen zu einem interessanten und abwechslungsreichen Event.“
Was dieser sehr gut angenommene Geotag 2016 bei Lothar und mir auslöste, sehen Sie hier in diesem „Produkt“: Ein Themenwanderweg Geo-Route R, in vielerlei Varianten erlebbar, 15 Informationstafeln am Wegesrand, ein Führer für unterwegs, der auf 144 Seiten den Geowanderer begleitet, informiert, auf Interessantes hinweist und zur Vertiefung der Thematik anregt. Darüber hinaus ein Blog im Internet, um möglichst viele Menschen anzuregen, die vielfältig reizvolle Vulkanlandschaft um Rieden zu besuchen.
Und so bleibt mir nur zu wünschen, dass wir mit unseren „Werken“ möglichst viele erreichen, auf dass man sich eventuell in oder um Rieden trifft und über die Landschaft und den Vulkankomplex austauschen kann.
Auf eine Begegnung in der vulkanischen Osteifel
Walter Müller
Andreas Doll:
Herzlich Willkommen in der Gemeinde Rieden
Ich freue mich, Sie beim Stöbern im Buch über die Geographie des Steinmetz-, Passionsspiel- und Fremdenverkehrsortes Rieden begrüßen zu können und wünsche Ihnen ein informatives und interessantes Studium im einzigartigen „Riedener Kessel“.
Unsere rund 1.300 Einwohner zählende Gemeinde hat einen spannenden vulkanischen Ursprung und bietet neben den vielfältigen Freizeitmöglichkeiten einen hohen Erholungswert. Das Gütesiegel „Luftkurort“, welches uns im Jahr 2017 erneut verliehen wurde, bestätigt die hohe Qualität von Luft und Klima.
Der idyllische Waldsee mit seinem Feriendorf ist zudem der ideale Urlaubsort. Hier kommt der Badespaß nicht zu kurz. Die beiden von hier abgehenden Traumpfade, sowie das in 2017 neu angelegte Traumpfädchen laden zu einer Premiumwanderung ein.
Und nun kommt ein toller neuer Baustein hinzu:
Der „Geopfad Rieden“
Auf mehreren Teilstrecken oder auf einer etwa 23 km langen Gesamttour können Sie die vulkanologische und geologische Geschichte Riedens kennenlernen.
Sie werden erfahren, warum der Ort so vom Naturstein geprägt ist, welcher sich in den wunderschönen Fassaden der Tuffsteinhäuser im Ortskern wiederfindet. Viele Einwohner leben noch heute vom Steinmetzhandwerk. Aber auch, wie die Vulkane eine so schöne, interessante und abwechslungsreiche Natur geschaffen haben.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen, sei es im Vorspann zur Wanderung oder während einer solchen, aber auch im Anschluss zur thematischen Abrundung.
Sollten Sie uns noch nicht besucht haben, hoffe ich, dass wir den Ort für Sie so interessant gemacht haben, dass Sie sich jetzt dazu entschieden haben und wieder kommen.
Die Gemeinde heißt Sie herzlich willkommen!
Mit freundlichen Grüßen
Andreas Doll
Ortsbürgermeister Rieden